Grossular

Grossular ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Gruppe der Granate innerhalb der Mineralklasse der Silikate und Germanate. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ca3Al2[SiO4]3, ist also chemisch gesehen ein Calcium-Aluminium-Inselsilikat.

 

Grossular entwickelt meist dodekaedrische oder trapezoedrische Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate. In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig. Da er aber einerseits mit Andradit und Uwarowit eine lückenlose Mischkristallreihe bildet und andererseits verschiedene Fremdbeimengungen enthalten kann, kommt er in verschiedenen Farben vor.

 

Benannt wurde der Grossular 1811 von Abraham Gottlob Werner, der das Mineral aufgrund seiner häufig grünen Farbe nach dem lateinischen Wort für Stachelbeere (ribes grossularia) benannte.

 

Als Typlokalität gilt Tschernyschewsk (Chernyshevsk) im Wiljui-Becken in der fernöstlichen Republik Sacha (Jakutien).

 

Die strukturelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Grossular zur Granat-Obergruppe, wo er zusammen mit Almandin, Andradit, Calderit, Eringait, Goldmanit, Knorringit, Morimotoit, Majorit, Menzerit-(Y), Momoiit, Pyrop, Rubinit, Spessartin und Uwarowit die Granatgruppe mit 12 positiven Ladungen auf der tetraedrisch koordinierten Gitterposition bildet.

 

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Grossular zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Inselsilikate (Nesosilikate), wo er zusammen mit Andradit, Goldmanit und Uwarowit die eigenständige Granatgruppe - Ugrandit-Reihe mit der System-Nr. VIII/A.08 bildete.

 

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Grossular ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Inselsilikate (Nesosilikate) ein. Diese Abteilung ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen sowie der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung der Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktahedraler  und gewöhnlich größerer Koordination zu finden ist, wo es zusammen mit Almandin, Andradit, Calderit, Goldmanit, Henritermierit, Holtstamit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Spessartin und Uwarowit die Granatgruppe mit der System-Nr. 9.AD.25 bildet. Ebenfalls zu dieser Gruppe gezählt wurden die mittlerweile nicht mehr als Mineral angesehenen Granatverbindungen Blythit, Hibschit, Hydroandradit und Skiagit. Wadalit, damals noch bei den Granaten eingruppiert, erwies sich als strukturell unterschiedlich und wird heute mit Chlormayenit und Fluormayenit einer eigenen Gruppe zugeordnet. Die nach 2001 beschriebenen Granate Irinarassit, Hutcheonit, Kerimasit, Toturit, Menzerit-(Y) und Eringait wären hingegen in die Granatgruppe einsortiert worden.

 

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Grossular in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Inselsilikatminerale ein. Hier ist er zusammen mit Andradit, Goldmanit, Uwarowit und Yamatoit (diskreditiert, da identisch mit Momoiit) in der Granatgruppe (Ugrandit-Reihe) mit der System-Nr. 51.04.03b innerhalb der Unterabteilung Inselsilikate.

 

Grossular mit der idealisierten Zusammensetzung [X]Ca2+3[Y]Al3+[Z]Si3O12 ist das Calcium-Analog von Pyrop ([X]Mg2+3[Y]Al[Z]Si3O12) sowie das Aluminium-Analog von Andradit und Uwarowit. In den eckigen Klammern ist die Position in der Granatstruktur angegeben.

 

Grossular bildet Mischkristalle mit den meisten anderen Silikatgranaten.

 

 

Grossular kristallisiert mit kubischer Symmetrie in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230) mit 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle. 

 

 

Natürliche Grossulare zeigen oft Sektorzonierung und sind optisch leicht doppelbrechend, was meist als Hinweis auf eine niedrigere, nicht kubische Symmetrie interpretiert wird. Für doppelbrechende Grossulare aus den Asbestminen Eden Mills in Vermont, USA und Lake Asbestos in Quebec, Kanada, wurde z. B. trikline Symmetrie bestimmt, hervorgerufen unter anderen durch eine geordnete Verteilung von Al3+ und Fe3+ auf die 8 unterschiedlichen oktaedrisch koordinierten Positionen der triklinen Granatstruktur sowie Fe2+ und Ca2+ auf die verschiedenen dodekaedrisch koordinierten X-Positionen.

 

 

Tsavorit mit Graphit aus den Merelani Hills (Mererani), Lelatema Mountains, Arusha, Tansania (Größe: 2,3 × 1,7 × 1,6 cm)

Von Grossular sind mehrere Varietäten bekannt:

 

Hessonit: Durch Beimengungen von Fe3+-Ionen orangerot bis hyazinthrot gefärbter Grossular. Eine veraltete und nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für den Hessonit war Zimtstein bzw. Kaneelstein (nach Abraham Gottlob Werner). René-Just Haüy benannte die Varietät nach dem griechischen Wort hesson für geringer, in Anlehnung an seinen im Gegensatz zum „echten“ Hyazinth (Zirkonvarietät) geringeren Wert.

Leukogranat (von altgriechisch λευκός leukós „weiß“) ist die farblose Variante des Grossular.

der smaragdgrüne Tsavorit bzw. Tsavolith wurde erst 1974 entdeckt.

 

„Himbeerfarbiger“ Grossular mit gelblichbraunem Vesuvianit vom Lake Jaco, Sierra de la Cruz, Sierra Mojada, Coahuila, Mexiko (Größe: 5,0 × 4,4 × 1,8 cm)

Grossular bildet sich häufig in kontakt- und regionalmetamorphen, calciumreichen Gesteinen wie beispielsweise Skarn oder Rodingit, kann aber auch durch hydrothermale Vorgänge auf Klüften dieser Gesteine entstehen sowie in mergeligen Kalksilikathornfelsen und gelegentlich in Schiefern und Serpentiniten.

 

Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Diopsid, Dolomit, Epidot, Klinozoisit, Quarz, Skapolith, Tremolit, Vesuvianit und Wollastonit. Besonders mit Vesuvianit, dem der Grossular oft sehr ähnlich sieht, kann er aufgrund der engen Paragenese leicht verwechselt werden.

 

Als relativ häufige Mineralbildung konnte Grossular bereits an vielen Fundorten nachgewiesen werden, von denen bisher (Stand: 2015) rund 1600 Fundorte als bekannt gelten.

 

In Deutschland trat das Mineral bisher an mehreren Fundorten im Schwarzwald in Baden-Württemberg, an vielen Fundorten in Bayern (Franken, Ober- und Niederbayern), bei Hirzenhain und mehreren Fundpunkten im Odenwald in Hessen, bei Bad Harzburg und Sankt Andreasberg in Niedersachsen, an mehreren Orten in der Eifel wie unter anderem bei Niedermendig und am Ettringer Bellerberg, bei Rammelsbach und Wolfstein in Rheinland-Pfalz, im Erzgebirge und im Vogtland in Sachsen, an mehreren Orten in Schleswig-Holstein sowie bei Unterbreizbach in Thüringen auf.

 

In Österreich fand sich Grossular vor allem in Kärnten, Salzburg und der Steiermark. Des Weiteren konnte er auch am Kanitzriegel bei Bernstein im Burgenland; bei Schwallenbach, am Arzberg und dem Siebenhandl-Steinbruch bei Felbring (Maria Laach am Jauerling) in Niederösterreich; an mehreren Fundpunkten im Hinterbichler Dorfertal und im Zillertal in Tirol; in der oberösterreichischen Gemeinde Aigen im Mühlkreis sowie auf der Putzkammer Alp in der Verwallgruppe im Vorarlberg nachgewiesen werden.

 

In der Schweiz wurde das Mineral unter anderem im Kreis Bergell und Vorderrheintal in Graubünden, im Mattertal und Saastal im Wallis sowie bei Santa Maria di Claro (Claro TI) im Kanton Tessin gefunden.

 

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Ägypten, der Antarktis, Argentinien, Australien, Brasilien, Bulgarien, China, Ecuador, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Guinea, Honduras, Indien, Irak, Iran, Irland, Israel, Italien, Jamaika, Japan, Kambodscha, Kanada, Kenia, Kolumbien, Korea, Madagaskar, Mali, Marokko, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, der Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Schweden, Südafrika, Taiwan, Tansania, Tschechien, der Türkei, der Ukraine, Ungarn, den U.S. Virgin Islands, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[35]

 

Grossulare sind wie viele andere Granate geschätzte und wertvolle Schmucksteine, die je nach Qualität entweder in verschiedenen Facettenschliffen oder zu Cabochonen verarbeitet werden.

Ähnliche Minerale Uwarowit, Leucit, Smaragd, Turmalin

Kristallsystem kubisch

Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m

Raumgruppe Ia3d (Nr. 230)

Gitterparameter a = 11,851 Å

Mohshärte 6,5 bis 7

Dichte (g/cm3) gemessen: 3,594; berechnet: 3,5952

Spaltbarkeit selten Absonderungen nach {110}

Bruch; Tenazität uneben bis muschelig, spröde

Farbe farblos, gelbgrün bis dunkelgrün, goldgelb, rosa, rot, orange, gelblichbraun bis rötlichbraun

Strichfarbe weiß

Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig

Glanz Glasglanz bis Harzglanz

Brechungsindex n = 1,734

Doppelbrechung keine, oft anormal doppelbrechend

Quelle: Wikipedia